St. Kilda und St. Kilda Beach

Nachdem ich ja nun schon seit zweieinhalb Wochen (morgen sinds sogar schon drei!) in Melbourne bin und im Grunde immer noch nichts gesehen hatte ausser dem Weg vom Hostel zum Bahnhof habe ich Samstag beschlossen, einen Melbourne-Anguck-Tag einzulegen.

Auf Laufen hatte ich aber keine Lust und Strassenbahn fahren ist ja eh total uncool, also habe ich mir eine tolle Alternative gesucht: Ich bin Fahrrad gefahren! Jaha! ICH bin Fahrrad gefahren! Ich bin FAHRRAD gefahren! Ich bin Fahrrad GEFAHREN! Da guckt ihr! Ha!

Die Dinger kann man im Hostel leihen, gleich mit Helm und Schloss im Komplettangebot. Zum Abschied gabs von dem Typen an der Rezeption noch die hilfreiche Erinnerung, auf der linken Seite zu fahren (mittlerweile bin ich so verwirrt, dass ich schon ueberhaupt nicht mehr weiss, wer wo faehrt). Bin dann erst mal auf dem Buergersteig vorm Hostel losgeeiert, das sind Jahre her, dass ich das letzte Mal auf einem Fahrrad gesessen habe (was sich dann auch vorwaerts bewegt hat).
Gleich nach ein paar Metern kam das erste Problem. Ich wollte rechts abbiegen, was in etwa dem Linksabbiegen in Deutschland entsprechen muesste. Dazu kamen aber noch Strassenbahnschienen und ich war natuerlich erster an der roten Ampel. Bin dann lieber gradeaus gefahren, hab gedreht und bin dann linksrum geradelt, ha, das waer doch gelacht!

Das erste Stueck gabs einen Fahrradweg und vor mir war noch ein anderer Radfahrer, dem hab ich einfach alles nachgemacht.

Mein erstes Ziel war der Royal Botanical Garden (da habe ich das Rad natuerlich vorschriftsmaessig geschoben!) mit riesengrossen Kriegsdenkmaelern und dem „Australien Rainforest Walk“, wo der Regenwald irgendwie dargestellt wird. Als ich den Bereich betrat fing es auch prompt an zu „regnen“, scheinbar war da ein Bewegungsmelder versteckt. Ich nehme an, ich hab ziemlich doof geguckt.

Von dort aus wollte ich nach St. Kilda und endlich mal ans Meer. Ueber die Entfernungen habe ich mir natuerlich vorher keine Gedanken gemacht und den Weg kannte ich auch nur so ungefaehr, darum bin ich auch direkt mal in die verkehrte Richtung, naemlich wieder Richtung Innenstadt gefahren. Als mir da doch das ein oder andere bekannt vorkam, hab ich ganz gescheit gedreht (also mal ehrlich, ich weiss nicht, gegen wie viele Verkehrsregeln ich verstossen hab, aber mit dem Rad kann man halt toll mal eben ueber den Buergersteig oder diverse andere Fahrspuren huschen; dabei musste ich doch beim Ausleihen unterschreiben, dass ich mich an die Regeln halte… uiuiui) und bin auch tatsaechlich nach einer Weile in St. Kilda angekommen. Das Wetter war zum Glueck ideal, Sonne, nicht zu warm, nur maessiger Gegenwind (der natuerlich immer dann staerker wurde, wenn es ein bisschen bergauf ging, ist klar… ;-) ).

Habe eine Pause am Strand eingelegt, das Rad gewissenhaft an einer Laterne angekettet und die Fuesse ins Meer gesteckt. Nicht allzu warm, aber angenehm. Der Strand war allerdings fast wie leergefegt. Komisch…

Auf meinem weiteren Weg kam ich an -zig Leuten vorbei, die am Strand mit ihren Kites (quasi Snowboards im Wasser, auf denen man sich von Drachen ziehen laesst und uebers Wasser duest) unterwegs waren. Aus der Ferne konnte man die Formel 1 Autos hoeren, die gerade die Qualifikation ausfuhren.

Nach einer wohlverdienten Pause in einer Pizzeria (tolle Pizza, gab direkt noch ein Mittagessen fuer heut) wollte ich wieder langsam Richtung „Heimat“, aber natuerlich nicht auf dem selben Wege wie bei der Hinfahrt. Das endete dann damit, dass ich mich auf einmal auf einer Strasse mit 4 Spuren in jeder Richtung (nur keinem Fahrradweg) wiederfand. Irgendwo stand was von Highway… aber ich glaub, das war eine andere Strasse gedacht… Die Autos sind alle ganz vorsichtig um mich rumgefahren, keiner hat gehupt, aber ich kam mir doch fehl am Platz vor. Also wieder auf den Buergersteig und zurueck.

Am Ende ist aber noch alles gut gegangen, ich bin wohlerhalten (und das Rad auch) im Hostel angekommen und habe meine Kreditkarte, die ich als Pfand hinterlegt hatte, wieder bekommen.

Meine Befuerchtung, am Sonntag oder spaetestens heut keinen Schritt mehr laufen zu koennen vor lauter Muskelkater oder alles im Stehen erledigen zu muessen wegen Po-Schmerzen, hat sich gleucklicherweise nicht erfuellt…

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